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26 Aug. 2009, Wien
 
„Erfahrungsvorsprung“
Pilotprojekt zur Förderung der Arbeitsfähigkeit von älteren Arbeitskräften
 

Das Thema Arbeit und Alter spielt in vielen Betrieben eine noch untergeordnete Rolle. Die Arbeitsanforderungen in den Unternehmen sind in der Regel an jungen und gesunden Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern ausgerichtet. Die demografischen Entwicklungen (sinkende Geburtenraten, das Ansteigen der Lebenserwartung und das Älterwerden der geburtenstarken Jahrgänge) sowie Auswirkungen von Pensionsreformen stellen die Unternehmen in Zukunft allerdings vor neue Herausforderungen: Das Angebot an jüngeren Arbeitskräften wird drastisch zurückgehen, ältere Arbeitskräfte werden in vielen Unternehmen die größte Beschäftigtengruppe stellen und in Zukunft letztendlich länger arbeiten müssen.

Die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB) sieht die Förderung der Arbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern als zukünftig wichtiges Handlungsfeld der Betrieblichen Gesundheitsförderung. „Die Finnen haben für den gesellschaftlichen Quantensprung durch den demografischen Wandel eine treffende Aussage getroffen: ,experience is a national asset', dh ein nationaler Vermögenswert, so VAEB-Generaldirektor DI Kurt Völkl. Die Durchführung des Pilotprojekts erfolgt durch das Institut für Gesundheitsförderung und Prävention GmbH (IfGP) – einer 100%-Tochter der VAEB. Bei der Umsetzung arbeitet das IfGP mit der Wiener Gebietskrankenkasse sowie mit der Steirischen Gebietskrankenkasse zusammen. Initiiert wird das Pilotprojekt „Erfahrungsvorsprung“ vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Im Mittelpunkt Betrieblicher Gesundheitsförderung ist bisher meist die Zielgruppe der 30- bis 50-jährigen Beschäftigten gestanden“, erklärt Generaldirektor-Stellvertreter Dr. Josef Probst vom Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger die Idee des Projektes „Erfahrungsvorsprung. Um diese Lücke zu schließen, wurden im Auftrag des Hauptverbandes Projekte initiiert, die bislang weniger beachtete Zielgruppen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung – ältere, aber auch jüngere ArbeitnehmerInnen – in den Fokus nehmen.

Das Pilotprojekt baut auf nationalen und internationalen Projekterfahrungen im Bereich Alter(n)smanagement auf, im Besonderen dienen die wissenschaftlichen Arbeiten des FIOH (Finnish Institute of Occupational Health) als Grundlage. Ziel des Alter(n)smanagements in den Unternehmen ist es, dass alle MitarbeiterInnen – unabhängig von ihrem Alter – befähigt werden, ihre persönliche Arbeitsbewältigungsfähigkeit zu erhalten bzw. zu verbessern.

„Erfahrungsvorsprung“ wird in vier Pilotbetrieben umgesetzt, mit dem Ziel, die Arbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern zu fördern sowie UnternehmerInnen für die Schaffung einer alter(n)sgerechteren Arbeitswelt zu sensibilisieren. Die vier Pilotbetriebe unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer Größe als auch hinsichtlich der Branche: Zu den vier Betrieben zählen ein Erwachsenenbildungsinstitut mit etwa 30 MitarbeiterInnen, ein Sozialbetrieb mit über 800 MitarbeiterInnen, ein Stahlunternehmen mit etwa 400 MitarbeiterInnen sowie ein Infrastrukturunternehmen mit über 6.000 MitarbeiterInnen.

Ausgangspunkt der Alter(n)smanagement-Projekte in den vier Unternehmen bildete jeweils eine umfassende Analyse der gesundheitlichen und demographischen Situation. In allen Unternehmen stand zu Beginn eine Altersstrukturanalyse. In zwei Unternehmen wurden Arbeitsbewältigungs-Coachings und in einem Unternehmen eine Demographie-Werkstatt (Workshop zur gemeinsamen Erarbeitung von altersstrukturellen Handlungsfeldern) durchgeführt.

Die Betriebe befinden sich derzeit in der Maßnahmenumsetzung. Genauso unterschiedlich wie die Unternehmen sind auch die Ansätze zur Förderung der Arbeitsfähigkeit, so Projektleiter Ernst Neudorfer vom IfGP. Während in einem Unternehmen mehr Förderbedarf bei Führung und Unternehmenskultur besteht, bilden in einem anderen Unternehmen z.B. eine alter(n)sgerechte Dienstplangestaltung sowie die möglichst gesundheitsförderliche Rückkehr in den Arbeitsprozess nach längerem Krankenstand die Umsetzungsschwerpunkte. Insgesamt zeigt sich, dass aus Sicht der ArbeitnehmerInnen vermehrt Handlungsbedarf auf der Verhältnisebene und weniger auf der Verhaltensebene gesehen wird. Arbeitsbedingungen, wie Wertschätzung, gesundheitsförderliche Führung oder eine alter(n)sgerechte Arbeitsgestaltung stehen ganz oben auf der Wunschliste.

Die im Rahmen des Projekts gemachten Erfahrungen werden für die weitere Nutzung in Form eines Handbuches aufbereitet. Die Aufbereitung von Erfahrungen und Erkenntnissen soll anderen Unternehmen bzw. Projektbetreibern dazu dienen, die „good-practice“ des Projekts beizubehalten, darauf aufzubauen und die Wiederholung von Fehlern nach Möglichkeit zu vermeiden.

Die Evaluation des Projekts erfolgte durch diepartner.at.


 
Quelle: VAEB, IfGP, diepartner.at


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Autor: Johanna Fuchs; Copyright: ohc; Publiziert von: Johanna Fuchs (fuchs_j)
factID: 1366610.1; Publiziert am 26 Aug. 2009 23:22